Presseberichte

Wintersemester 2015/16

In die neue Welt

Die Camerata Musicale in der Uni-Aula

Zum traditionellen Semesterabschlusskonzert hatte die Camerata Musicale geladen, und das Publikum kam reichlich in die Aula der Universität. Man begann mit der flotten Ouvertüre zu Candide von Leonard Bernstein. Die gelang auch mitreißend, auch wenn Dirigent Martin Kirchharz nicht immer alle Musiker unter seinem Stock vereinen konnte. Das gelang bei Johannes Brahms‘ Sonate f-moll für Klarinette und Orchester besser. Das Stück – im Original für Klavier und Klarinette und von Luciano Berio für Orchester umgearbeitet – bereichert das Repertoire ungemein, hat Brahms doch kein Klarinettenkonzert geschrieben.
Als Solistin hatte man Julia Föllmer engagiert, die, wie die Orchestermusiker auch, kein Profi ist, sondern Geografie-Studentin, freilich schon als Jungstudentin an der Musikhochschule Düsseldorf studiert hat. Sie spielte die Brahms-Sonate tadellos, mit viel Brio und Klangsinn. Kirchharz hatte die Camerata gut im Griff, die die dichte, den Klaviersatz noch erkennbar lassende Partitur verriert. Nach der Pause wagte man sich mit Antonín Dvoráks neunter Sinfonie auf großes Terrain. Das klappte erstaunlich gut, auch wenn man zuweilen an seine Grenzen kam.

(Guido Krawinkel)


Wintersemester 2013/14

Tschaikowskis tönende Winterträume

So großer Andrang wie selten herrschte in der Uni-Aula als die Camerata musicale zum Sinfoniekonzert lud. Martin Kirchharz dirigierte – ob des großen Publikumsinteresses mit gut viertelstündiger Verspätung – Peter Tschaikowskis erste Sinfonie und das Violinkonzert op. 14 von Henryk Wieniawski, zwei romantische Raritäten, beides ungestüme Jugendwerke, beide gewiss eine nicht zu geringe Herausforderung für das Orchester.

Und das machte seine Sache sehr ordentlich, gerade bei Tschaikowskis „Winterträume“ betitelter Sinfonie, einem gerade im Finalsatz nicht enden wollenden Fugatorausch. Diesen fing das Orchester genauso gut ein wie die stimmungsvollen Charakterzeichnungen, die Tschaikowski mit Tönen von Russlands winterlicher Landschaft malt.
Als Solistin für das Wieniawski-Konzert hatte man Liv Migdal engagiert, die gerade mit einer neuen Solo-CD von sich reden macht. Ihr Potenzial konnte sie an diesem Abend jedoch nur bedingt entfalten, drückte das Orchester hier wie auch bei der Tschaikowski-Sinfonie zu sehr auf die Bremse. Kirchharz hielt die Camerata musicale gut zusammen, die mit zahlreichen schönen Einzelleistungen punkten konnte. So war der Streicherklang durchweg homogen und auch Holz- wie Blechbläser überzeugten mit zahlreichen guten Stellen.

Allerdings klang das vor extrovertiert zur Schau gestellter Virtuosität eigentlich nur so strotzende Wieniawski-Konzert insgesamt fast schon ein wenig zu harmlos und zu schön, das virtuose Feuer fehlte weitgehend. So blieb auch Migdals Virtuositätsreserve bis auf wenige Stellen ungenutzt. Dafür entschädigte sie mit romantischem Schönklang und einer Bach-Zugabe. (Guido Krawinkel)
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Sommersemester 2013

Eine reife Leistung

14.07.2013 BONN.Die Camerata musicale, das studentische Sinfonie-Orchester an der Bonner Universität, hat mittlerweile ein ganz außerordentliches Niveau erreicht.

Insbesondere der große Streicher-Apparat hat eine exzellent homogene Klang-qualität entwickelt, die den Vergleich mit Musikern eines Profi-Orchesters kaum zu scheuen braucht. Und auch die übrigen Gruppen (Holz, Blech und Schlagwerk) agieren ausdrucksstark mit großer Zuverlässigkeit. Ein Verdienst von Martin Kirchharz, in dessen künstlerischer Obhut das Orchester seit dem Wintersemester 2008/09 steht.

Mit Antonín Dvoráks G-Dur-Sinfonie op. 88 hatte man sich einem Werk zugewandt, das erhebliche Anforderungen nicht nur technischer Natur stellt. Einem böhmischen National-Idiom gilt es hier nachzuhorchen, ohne dabei in musikantische Klangschwaden zu verfallen. Kirchharz wahrt diese Grenze präzise, indem er sauber differenzierend musizieren lässt und scharfe Kontraste setzt, alle sentimentalischen Untiefen klug umschiffend. Eröffnet worden war das Programm in der voll besetzten Uni-Aula mit Beethovens Coriolan-Ouvertüre, straff disponiert, mit viel brio in den Streichern. Die konnten sich gleich weiter von ihrer besten Seite zeigen beim Konzert für Alt-Saxofon und Streicher Es-Dur op. 109 von Alexander Glasunow.

Lukas Stappenbeck blies dessen Endlosgirlanden und bedankte sich für den frenetischen Applaus mit einer mörderisch rasanten „Fingerübung“. Zu hören war Stappenbeck noch einmal am Ende des Abends in der Zugabe mit einer Bearbeitung von Astor Piazzollas „Oblivion“ für Sopran-Saxophon und Streicher. (Fritz Herzog)
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Sommersemester 2012

Abschlusskonzert der Camerata musicale

08.07.2012 BONN. Intim und intensiv: Mit einer unter die Haut gehenden Interpretation des Violinkonzerts op. 61 von Beethoven lieferte die Camerata musicale der Bonner Universität unter Martin Kirchharz einmal mehr einen Beweis ihrer hochrangigen musikalisch-ästhetischen Qualitäten ab.

Solistin war Liv Migdal, die sich derzeit am renommierten Salzburger Mozarteum weiterbildet und im Herbst mit Heribert Beissels Klassischer Philharmonie mit Beethovens Trippelkonzert (op. 56) auf Deutschland-Tournee gehen wird (am 19. Oktober in der Beethovenhalle zu hören). Sie hat eine ganz eigene Lesart zu bieten, die von einem vergleichsweise kammermusikalischen Standpunkt aus dem Werk eine Intimität verleiht, die in solcher Intensität selten nur zu erleben ist. Filigran schon wird der Klassiker eröffnet, kaum ist die Pauke zu hören.  Das Allegro ma non troppo des Kopfsatzes wirkt (fast) über die Maßen reduziert. Fabelhaft wie die Streicher die Solistin in sanftestem Pizzicato aus der überaus virtuosen Kreisler-Kadenz „abholen“.

Eröffnet wurde das Konzert mit einer „British Connection“: Elgars B-Dur-Konzert-Ouvertüre „Froissart“ op. 19 und Holsts „A Somerset Rhapsody“ op. 21, welche gleichwohl auch unter filmmusikalischen Aspekten hätten ausgezeichnet brillieren können. (Fritz Herzog)
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Wintersemester 2010/11

Camerata musicale verzaubert Publikum in Uni-Aula

29.01.2011 Manche Opernfreunde werden sich noch erinnern: 1994 stand Plácido Domingo mit sehr bizarrem Federschmuck als Indianerhäuptling auf der Bonner Bühne. Gespielt wurde damals „Il Guarany“, eine weitgehend unbekannte Oper des brasilianischen Komponisten Carlos Gomes.

Bonn. Manche Opernfreunde werden sich noch erinnern: 1994 stand Plácido Domingo mit sehr bizarrem Federschmuck als Indianerhäuptling auf der Bonner Bühne. Gespielt wurde damals „Il Guarany“, eine weitgehend unbekannte Oper des brasilianischen Komponisten Carlos Gomes (1836-1896).
Die Ouvertüre zu diesem gern als brasilianische Nationaloper gehandelten Werk bildete jetzt in der Aula der Bonner Universität den Auftakt zum Konzert der Camerata musicale: ein unterhaltsames Potpourri-Stück, beherzt angegangen und mit dem nötigen Pathos versehen. Im geschickt zusammengestellten Raritäten-Programm blieb man zunächst in Brasilien.
Der französische Komponist Darius Milhaud verbrachte einige Zeit als Botschaftssekretär in Südamerika; seine kurzweilige, als „Cinéma-Fantasie“ bezeichnete Komposition „Le boeuf sur le toit“ (Der Ochse auf dem Dach) gibt sich als witzige und freche Folge von brasilianischer Tanz- und Karnevalsmusik.
In diesem burlesken musikalischen Geschehen fühlten sich die Camerata musicale und ihr klug Akzente setzender Dirigent Martin Kirchharz hörbar wohl, die Interpretation hatte Charme und Schlagkraft und auch in heiklen solistischen Passagen bemerkenswerte Qualität.

Ein bisschen mehr Mühe, den großen Spannungsbogen zu halten, hatte die Camerata musicale mit „Urbs Roma“ (Stadt Rom), der Sinfonie in F-Dur des 21-jährigen Camille Saint-Saens. Nach einem etwas schwerfällig angelegten ersten Satz kamen die jungen Musiker freilich immer besser in Schwung, spielten ein furioses Scherzo, einen in seinen Steigerungen durchaus fesselnden Trauermarsch und fanden im Finale zu schönem gesanglichen Ton. (Von Ulrich Bumann)
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